Product Manager vs. Game Producer?

Was genau ist der Unterschied zwischen einem Product Manager und einem Game Producer? Ich sehe oft Stellenausschreibungen für beide Rollen in der Videospielindustrie und frage mich, worin die wahren Unterschiede in Bezug auf Verantwortlichkeiten, Aufgaben und Umsetzung liegen.

Grundsätzlich denke ich, dass sich die beiden Rollen je nach Unternehmen entweder überschneiden oder völlig unterschiedlich sein können.

Ich habe zwar noch nicht direkt als Game Producer gearbeitet, aber als Product Manager mehrere Game-Produktionen geleitet. Zudem konnte ich in verschiedenen Spielefirmen viel über die Arbeitsweise von Game Producern lernen.

Unterschiedliche Rollen in verschiedenen Studios

Je nach Spielefirma kann die Rollenverteilung sehr unterschiedlich sein:

• In einem Mobile-Gaming-Studio, das ich kenne, fungiert der Producer eher als Projektmanager, während der Product Manager die Geschäftsstrategie leitet und für die wirtschaftlich wertvollsten Features und Updates verantwortlich ist.
• In einem anderen Studio kümmert sich der Product Manager um das Produkt – das „WAS“, während der Producer für den Prozess – das „WIE“ verantwortlich ist.
• In manchen Firmen ist der Producer eher ein Projektmanager, während ein Executive Producer die Rolle eines Product Managers übernimmt.
• In anderen wiederum ist der Producer für das Produkt verantwortlich, und das Projektmanagement wird von Associate Producern übernommen.

Die Verantwortlichkeiten, Rollen und Titel unterscheiden sich also von Unternehmen zu Unternehmen.

Gemeinsamkeiten der beiden Rollen

Trotz ihrer Unterschiede haben beide Rollen viele gemeinsame Anforderungen. Eine der wichtigsten Fähigkeiten ist das Projektmanagement – die Organisation von Aufgaben, Ressourcen, Zeitplänen und Budgets.

Fast alle softwarebasierten Unternehmen setzen heute auf agiles Projektmanagement. Es gibt zwar immer noch sinnvolle Anwendungsfälle für Wasserfallmethoden, aber die Prozesse variieren je nach Teamstruktur.

Ein weiterer entscheidender Punkt ist Teamkommunikation. Sowohl Game Producer als auch Product Manager sind dafür verantwortlich, dass das Team jederzeit über alle erforderlichen Informationen verfügt.

Beide Rollen sind außerdem dafür zuständig, Hindernisse und Blocker für das Team zu identifizieren und zu beseitigen. Sie leiten oft Daily Stand-ups, wenn kein dedizierter Scrum Master oder Product Owner vorhanden ist.

Da beide Rollen Projektmanagement-Skills erfordern, sind sie auch in die Roadmap-Planung involviert:

• Game Producer konzentrieren sich bei Roadmaps stärker auf Meilensteine und Liefertermine.
• Product Manager fokussieren sich eher auf Features mit dem größten Nutzen für Nutzer und Business.

Da Roadmap-Erstellung ein teamübergreifender Prozess ist, unterscheiden sich die Prioritäten je nach Firma und Teamstruktur.

Denken wie ein Game Producer

Wie bereits erwähnt, erstellt der Game Producer die Projekt-Roadmap mit bestimmten Meilensteinen im Blick – insbesondere dann, wenn feste Liefertermine für Publisher oder Investoren eingehalten werden müssen.

Ein Bereich, mit dem sich Product Manager selten befassen, ist das Risikomanagement. Game Producer sind dafür verantwortlich, Risiken frühzeitig zu analysieren und zu priorisieren.

Ein weiteres wichtiges Thema für Game Producer ist die Verwaltung der technischen Zertifizierungsanforderungen (TRC/TCR) von Plattformanbietern (z. B. PlayStation, Xbox oder Nintendo). Diese komplexen technischen Vorgaben müssen vor der Veröffentlichung eines Spiels erfüllt sein.

Wenn das Spiel für eine Konsolenveröffentlichung vorbereitet wird, müssen Entwickler oft mehrere Einreichungen vornehmen, bevor alle Anforderungen erfüllt sind.

Für die Rolle des Game Producers wird außerdem oft erwartet, dass man eine Leidenschaft für Spiele mitbringt – ein Kriterium, das bei Product Managern nicht immer vorausgesetzt wird.

Denken wie ein Product Manager

Product Manager haben oft ein gutes Verständnis für Datenanalyse und Statistik sowie Grundkenntnisse in SQL. Produktentscheidungen werden auf Datenbasis getroffen, um fundierte Einblicke zu gewinnen.

Doch Datenanalysen sind erst sinnvoll, wenn ein Produkt in einer spielbaren Version (Alpha oder Beta) existiert, um echtes Nutzerverhalten auszuwerten.

Ein weiterer zentraler Aspekt ist die Produkt- und Unternehmensvision. In manchen Teams definiert der Product Manager selbst die Produktvision. In größeren Unternehmen wird dies jedoch eher von einem Head of Product oder Head of Production übernommen.

Mit dieser Vision im Blick werden mittel- und langfristige Ziele festgelegt – für Teams, Gruppen oder das gesamte Unternehmen. Die Definition von messbaren Zielen ist eine der Kernaufgaben eines Product Managers.

Fazit

Nach dieser Analyse bleibt die Frage: Gibt es eine klare Abgrenzung zwischen diesen beiden Rollen?

Meine Antwort: NEIN.

Jedes Unternehmen definiert seine eigenen Richtlinien für diese Rollen sowie deren Verantwortlichkeiten. In manchen Firmen sind sie austauschbar, in anderen haben sie komplett unterschiedliche Aufgaben.

Empfehlung für Bewerber in der Gaming-Industrie:

• Lies die Stellenausschreibung genau und prüfe, welche Anforderungen und Skills gefragt sind.
• Eine Leidenschaft für Videospiele ist von Vorteil, vor allem für die Rolle des Game Producers.
• Entwickle deine Soft Skills, insbesondere Kommunikationsfähigkeit.
• Zeige deine Stärken im Bewerbungsgespräch und frage gezielt nach der Rollenverteilung im Team.

Ob als Game Producer oder Product Manager – beide Rollen spielen eine entscheidende Rolle in der Entwicklung großartiger Spiele!