Als Product Manager in einem neuen Team starten
Es gibt viele Aspekte des Jobs als Product Manager, die ein tiefgehendes Verständnis des Produkts, der Nutzer und des Teams erfordern. Dies kann zu Beginn einer neuen Position einschüchternd sein, da es schwer sein kann, den richtigen Einstiegspunkt zu finden.
Im Produktmanagement befinden wir uns im Zentrum verschiedener Stakeholder, Interessen und Motivationen. Der Onboarding-Prozess nimmt daher einige Zeit in Anspruch – möglicherweise länger als in anderen Disziplinen. Doch wenn man diese Phase mit dem richtigen Tempo und der nötigen Gelassenheit durchläuft, wird es sich langfristig auszahlen.
Was ist das Produkt?
Wahrscheinlich hast du das Produkt des neuen Teams bereits vor deinem ersten Arbeitstag studiert oder ausprobiert. Doch nach dem Einstieg ins Team erhältst du tiefere Einblicke in die Kernfunktionen und internen Prozesse des Produkts. Wie der Jobtitel bereits sagt, sind wir Fürsprecher und Botschafter unseres Produkts – es macht also Sinn, hier anzufangen.
Lies dir sämtliche verfügbare Dokumentation zum Produkt durch. Dazu gehören Entwickler-Wikis, Businesspläne und Marketinginitiativen. All diese Informationen helfen dir, die aktuelle Marktposition, den Entwicklungsstand und die Roadmap für die Zukunft besser zu verstehen.
Falls du in einem frischen Team oder Startup startest, kann es vorkommen, dass nur minimale schriftliche Dokumentation existiert. Gerade in der Anfangsphase eines Unternehmens wird oft sehr agil gearbeitet, wobei viel direkte Kommunikation stattfindet, um das Tempo hochzuhalten. In diesem Fall wirst du viele Fragen an alle Beteiligten stellen und eigene Notizen anfertigen müssen.
Informiere dich auch darüber, was Nutzer oder die Community über das Produkt sagen. Sind sie zufrieden oder gibt es offensichtliche Schwachstellen, die sich schnell identifizieren lassen? Je nach Produkt und Branche kommen Nutzermeinungen aus verschiedenen Quellen wie Social Media, Online-Foren oder Bewertungsplattformen.
Studiere zudem alle verfügbaren Datenanalyse-Metriken, die das Team bereits implementiert hat. Als datengetriebene Produktperson erhältst du so wertvolle Einblicke in das Produkt, die Nutzer und den Erfolg der bisherigen Maßnahmen.
Wie arbeitet das Team zusammen?
In den ersten Wochen wirst du hauptsächlich beobachten, wie das Team zusammenarbeitet. Welche Prozesse, Untergruppen oder Rituale gibt es? Kommunizieren alle frei miteinander, oder sprechen bestimmte Personen häufiger als andere? Wie wird eine neue Funktion von der ersten Idee bis zur finalen Umsetzung entwickelt? Welche Schritte sind notwendig, bevor sie den Nutzern zur Verfügung steht?
Nimm an allen regelmäßigen Meetings teil und höre aktiv zu. Es ist nicht deine Aufgabe, in dieser Phase Prozesse oder Abläufe zu verändern – beobachte einfach und mache dir Notizen. Gibt es bereits Systeme zur Zielsetzung? Kennt jeder im Team die mittel- und langfristigen Ziele? Wie ist der OKR-Prozess strukturiert, und wie wird er genutzt?

Bild von Alexa von Pixabay
Wer ist im Team?
Als Product Manager sind wir Informationsschnittstellen und koordinieren die Kommunikation zwischen verschiedenen Abteilungen. Es ist entscheidend, wie du mit deinen Teammitgliedern sprichst. Deshalb versuche ich in jedem neuen Team, mit allen ein kurzes 1:1-Gespräch zu führen.
Je nach Teamgröße starte ich dabei mit der C-Ebene und den Teamleitern. Idealerweise kannst du mit jedem im Team einige Minuten sprechen. Selbst ein 15-minütiges Einführungsgespräch reicht oft aus, um ein erstes Gefühl für die Zusammenarbeit zu bekommen. Es geht dabei weniger um den Inhalt des Gesprächs als um die Art und Weise der Kommunikation: Welcher Humor ist akzeptabel, welcher Ton ist angemessen usw.
Welche Tools werden verwendet?
Das Team nutzt verschiedene Tools für Kommunikation, Projektmanagement, Aufgabenverwaltung und Dokumentation. Vielleicht kennst du bereits bessere Tools für bestimmte Aufgaben, aber der richtige Zeitpunkt für Optimierungsvorschläge kommt später. Die besten Tools können ein Team effizienter machen – aber nur, wenn du genau verstehst, warum das bestehende System nicht funktioniert.
Als neues Teammitglied kann es schwierig sein, etablierte Arbeitsweisen zu verändern und neue Tools einzuführen. Besonders Entwickler sind oft skeptisch gegenüber PM-Optimierungen. Ich habe mir daher angewöhnt, nur dann ein neues Tool vorzuschlagen, wenn der aktuelle Prozess oder die Kosten nicht mehr vertretbar sind.
Tipps für die ersten Wochen in einem neuen Team
Die ersten 30 Tage: Lernen, lernen, lernen
- Führe Einzelgespräche mit deinen Teammitgliedern
- Nutze das Produkt so intensiv wie möglich
- Analysiere die Konkurrenz
- Mache dich mit den Produktmetriken vertraut
- Lerne die Tool-Landschaft des Teams kennen
Tage 31-60: Beziehungen aufbauen und Vertrauen gewinnen
- Beginne, strategische Planungsmeetings zu leiten
- Identifiziere kurzfristige strategische Prioritäten
- Hol dir Unterstützung von deinem Head of Product oder CEO
- Hilf dem Team, Hindernisse aus dem Weg zu räumen
Tage 61-90: Experimentieren und innovieren
- Identifiziere eine kleine Funktion, die das Team gemeinsam umsetzen kann
- Optimiere Prozesse schrittweise
- Veröffentliche deine erste Funktion
- Arbeite an der nächsten Initiative des Teams
Und zu guter Letzt: Genieße die neue Herausforderung und nimm die Chancen an, die sich dir bieten. Mit Geduld und der richtigen Herangehensweise wirst du langfristig davon profitieren.